Zum 250. Todesjahr von Balthasar Neumann

Gedenkveranstaltung des Bezirks Unterfranken und des Historischen Vereins Markt Werneck e.V.

Werneck. (hk) Mit einer Gedenkveranstaltung in deren Mittelpunkt ein Festvortrag des Leiters der Städtischen Sammlungen und des Kulturamts Schweinfurt, Dr. Erich Schneider stand, beging der Bezirk Unterfranken zusammen mit dem Historischen Verein Markt Werneck e. V. das Gedächtnis zum 250. Todesjahr des genialen Baumeisters des Barock, Balthasar Neumann. Zu Beginn begrüßte Bezirkstagsvizepräsident Peter Heusinger eine stattliche Anzahl von Ehrengästen aus Politik, Repräsentanten von Institutionen und Behörden im Bereich der Marktgemeinde Werneck.

Vizepräsident Heusinger ging in seinem Grußwort auf die oft wechselnden Besitzer des Schlosses in Werneck ein, um einen Einblick in dessen bewegte Geschichte zu geben. Vom späten Mittelalter ausgehend mit einer Burg als Amtssitz der Würzburger Fürstbischöfe, über Friedrich Karl von Schönborn, der im Juli 1731 sich für Werneck als Ort seiner Sommerresidenz entschied, als Residenz eines einflussreichen Fürsten des Alten Reiches, 1853 verkaufte König Maximilian II. das Schloss Werneck dem Staat, damit man dort eine Kreisirrenanstalt werde errichten können. Die Nationalsozialisten räumten 1940 die Anstalt. Zunächst diente das Schloss dann als Lager für umgesiedelte Russlanddeutsche, später noch als Unteroffiziersschule der Luftwaffe und als Lazarett. 1952 wurde eine hauswirtschaftliche Schule für Mädchen von Ordensschwestern eingerichtet, die sich auch der Krankenpflege widmeten. Staatl. Versehrtenkrankenhaus, dann Orthopädisches Krankenhaus und seit 1957 wird das Psychiatrische Krankenhaus Schloss Werneck vom Bezirk Unterfranken in Trägerschaft geführt Mit dem Schloss Werneck habe der Bezirk somit zwei zentrale Förderbereiche übernommen, nämlich einen sozialen und einen kulturellen. –Dr. Erich Schneider hatte seinen Festvortrag unter den Titel „Balthasar Neumann 1687-1753 –Schlussakkord der mainfränkischen Barockarchitektur“ gestellt. Gleich zu Beginn ging der Referent auf das Sterbedatum ein, dass nun doch wohl der 19. August 1753 gewesen sein dürfte.

Dann zeichnete er in einem Lebensbild Balthasar Neumanns wichtigste Stationen nach, vom Handwerksgesellen zum „Baudirigierungsgott.“ Ganz bewusst war sich der Festredner, dass er nur wenige Bauwerke aus dem reichen Schaffen dieses Baumeisters herausnehmen könne. Auch wolle er heute nicht über den Artillerieoffizier und Feuerwerker und auch nicht über den Ingenieur und Erbauer von Brücken, Straßen und Wasserleitungen sprechen. Immer wieder wurde der hoch interessante Vortrag auch durch Dias veranschaulicht.

Ein frühes Zeugnis von Neumanns Beschäftigung mit der Architektur ist ein in den Beständen des Mainfränkischen Museums in Würzburg erhaltener und 1713 datierter Zirkel zur Berechnung von Proportionen der Säulenordnungen. Im gleichen Jahr entwarf Neumann für seine Vaterstadt Eger eine Brunnenanlage. 1715 zeichnete er einen Grundrissplan der Stadt Würzburg, 1716 erhielt Neumann 100 Gulden für „verschiedene Abriss über den neuen Abteybau zu Ebrach“ ausbezahlt.1718 zum hochfürstlich-würzburgischen Ingenieurhauptmann befördert, erbaute er sich damals ein Reihenhaus in der Burkarderstraße 28. Der Baumeister war 1719 – nach Ansicht von Experten –„zwar ein fertiger Architekt ... aber noch kein fertiger Künstler“. Gleichwohl reifte sein Talent an dieser Residenz im Laufe der folgenden rund 25 Jahre. Deshalb ging Dr. Schneider auch in erster Linie verstärkt auf dieses Bauwerk ein und erwähnte andere Schlossbauten, wie etwa Bruchsal, Wien, Stuttgart, Karlsruhe, Werneck oder Bamberg nur andeutungsweise.

1723 erfolgte die Errichtung eines großen Wohnhauses in der Würzburger Kapuzinerstraße 2, der heutigen Rotkreuzklinik; als Wohnsitz erwarb Neumann 1724 den Hof Oberfrankfurt in der Franziskanergasse 2, um von dessen Dach aus übrigens die Bauarbeiten an der Würzburger Residenz überwachen zu können.1724 wird Neumann zum Artillerie- und Ingenieurmajor ernannt und heiratet im Jahre 1725 und kam damit in engste verwandtschaftliche Beziehungen zu den alten Würzburger Rats- und Beamtenfamilien. In einzigartiger Weise verstand es der Festredner einen breiten Bogen zu spannen über Neumanns vielseitiges Schaffen, das ihn zu seiner Zeit schon wahrlich weit herumkommen ließ. Auch enorm viele Details und Einzelheiten der Bauwerke und Einrichtungen wurden dabei angesprochen, wie beispielsweise das Treppenhaus der Residenz. Diese Ausführungen mögen – wenn auch bei weitem nicht vollständig – dem Leser genügen und einen kleinen Einblick vermittelt haben. Hingewiesen sei heute schon auf eine Veranstaltung der VHS zusammen mit dem Historischen Verein Markt Werneck e. V., am Donnerstag, 20. November 2003 um 19.30 im Kath. Pfarrheim Werneck mit dem Thema „Balthasar Neumanns Schloss in Werneck“, ebenfalls mit Dr. Erich Schneider. Der Eintritt ist frei.